Montag, 21. Juli 2008

Warum die FARC ihre Waffen nicht niederlegen wird

Die ehemalige Gefangene der Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) Ingrid Betancourt rief bei einer Demonstration in Paris gegen die Rebellen den Anführer der Organisation, Alfonso Cano, zu Frieden auf. "Verstehe, dass jetzt Zeit ist, das Blutvergießen zu beenden, dass die Zeit gekommen ist, Gewehre mit Rosen zu tauschen"(1)

Ein Teil der FARC tauschte schon einmal die Gewehre gegen Rosen. Im Jahr 1986 gründeten Mitglieder der FARC und der Kommunistischen Partei die Partei "Unión Patriótica". Mit dieser wollten sie auf legalem Weg ihre Ziele erreichen. Das Ergebnis: paramilitärische Gruppierungen und Todesschwadronen ermordeten systematisch 2000-3000 Mitglieder der neuen Partei. Amnesty International machte im April 1988 auf Beteiligung des Militärs an diesen Tötungsaktionen aufmerksam, was die Regierung natürlich abstritt.(2)

Man könnte nun behaupten, dass sich in den letzten 20 Jahren die Situation in Kolumbien geändert hat und so ein Massaker nicht mehr möglich wäre, aber die Zahlen sprechen dagegen. Laut der Kolumbianischen Juristenkommission wurden im Zeitraum vom 7. August 2002 bis zum 7. August 2006 11.292 Personen aus politischen Gründen ermordet oder zum Verschwinden gebracht und weitere 8.810 Personen verloren im Rahmen von Gefechten ihr Leben. Bei den Morden, bei denen die Täterschaft eruiert werden konnte, zeigt sich folgendes Bild: 75,15% fallen in die Verantwortung des Staates, für 14,17% war die Armee direkt verantwortlich und bei 60,98% aufgrund ihrer Toleranz oder Zusammenarbeit mit paramilitärischen Gruppen. Die Guerilla wird für 24,83% der Morde verantwortlich gemacht.(3)

Seit Beginn der 90-er Jahre wurden in Kolumbien über 2.200 GewerkschafterInnen ermordet und knapp 140 entführt. Mehr als 3.400 Todesdrohungen gegen GewerkschafterInnen wurden dokumentiert.(4)

Im laufenden Jahr wurden bereits 26 Morde an gewerkschaftlich organisierten ArbeiterInnen registriert. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 39 Morde. Vergleicht man die entsprechenden Zeiträume beider Jahre, so ergibt sich ein Anstieg der Morde um 71 Prozent.(5)

Wenn schon gegen friedliche Gewerkschafter so radikal vorgegangen wird, kann man sich vorstellen wie gegen ehemaligen Guerilleros vorgegangen werden würde.

Diese Fakten sind auch der FARC bekannt und deshalb werden die Rebellen nicht so schnell ihre Waffen niederlegen.

Quellen:
(1) Netzeitung: «Tauscht Gewehre gegen Rosen»
(2) Wikipedia
(3) Arbeitsgruppe Schweiz - Kolumbien ask: Jahresbericht 2006
(4) Amnesty International: Kolumbien: Gefährlicher Alltag für GewerkschafterInnen
(5) Amerika21.de: Lebensgefahr für Gewerkschafter