Freitag, 1. August 2008

Dumm, Dümmer, Stern

Einige Anmerkungen zum Artikel "Kuba: Ende der sozialistischen Märchen" welcher in der online Ausgabe des Revolverblattes "Stern" veröffentlicht wurde:

Vor allem die weltweite Nahrungsmittelkrise setzt dem Inselstatt [sic!] kurz vor seinen 50-jährigen Revolutionsfeierlichkeiten im Januar arg zu. Raul Castro reagierte pragmatisch und so ganz und gar nicht kommunistisch: Er gab das brachliegende Ackerland Kubas für die private Landwirtschaft frei.


Schon seit 2005 versucht Kuba schon die Importabhängigkeit zu verringern. Die weltweite Nahrungsmittelkrise, beschleunigte die Bestrebungen. Die Diskussion in Kuba zu der weltweiten Krise, die u.a. durch die vermehrte Produktion von Agrotreibstoffen hervorgerufen wurde, begann nach dem Fidel Castro in einem Kommentar auf die Gefahren des "Biosprits" hinwies.

Außerdem wird das brachliegende Land zukünftig nicht nur "für die private Landwirtschaft freigegeben". Raúl Castro sagte: "Die Mittel werden denen zur Verfügung gestellt, die effizient wirtschaften, sei es eine staatliche Farm, eine Kooperative oder ein kleiner Bauer"

In der veröffentlichten Verordnung hieß es dann, dass Privatpersonen bis zu 13,42 Hektar Land für zunächst zehn Jahre pachten können. Private Landwirte, die bereits über Nutzflächen verfügen, dürfen ihren Besitz auf maximal 40,26 Hektar erhöhen. Außerdem soll ein Teil der brach liegenden Ackerflächen an staatliche Betriebe und Kooperativen gehen. (1)

(Raúl) Castro bereitet seine Landsleute auf schwere Zeiten vor, statt Ihnen sozialistische Märchen aufzutischen


Märchen tischte Fidel Castro noch nie auf. Der Revolutionsführer betrachtete seine Arbeit kritisch und informierte darüber auch die Bevölkerung.

Die derzeitigen Reformen, die in Kuba stattfinden, sind auf eine Rede von Fidel Castro zurückzuführen. Am 17. November 2005 in der Aula Magna der Universität Havanna gab Fidel der Bevölkerung zu verstehen, dass Veränderungen nötig sein werden um den Fortbestand der Revolution zu garantieren. Bis zu seiner Erkrankung arbeitete er an der "Energie-Revolution", die durch Stromeinsparungen (alte Elektrogeräte wurden mit neuen energiesparenden ausgetauscht, Glühlampen wurden mit Energiesparlampen ausgetauscht) und der Dezentralisierung der Energieversorgung den Kubanern eine stabile Energieversorgung ermöglichte.

Am 26. Juli 2007 führte Raúl Castro die Erneuerungen fort und rief die Bevölkerung zu einer breit angelegten Diskussion auf. Bis zum Oktober 2007 gab es 215.687 Versammlungen im ganzen Land. Aus den 3.255.344 Wortmeldungen ergaben sich 1.300.000 Anträge, die analysiert wurden. (2)

Diese Debatten boten die Grundlage für die Reformen.

Auch politisch scheint das Eis zu brechen: Vor wenigen Tagen gründeten Oppositionspolitiker nahezu ungestört eine sozialdemokratische Partei in Kuba


Diese Partei ist ein Zusammenschluss von drei anderen Parteien, die es schon länger gab und die ebenfalls toleriert wurden. Außerdem muss man wissen, dass in Kuba nur "Oppositionelle" verhaftet werden, die Gelder von der USA annehmen oder Terroranschläge verüben.

Insgeheim hofft die Castro-Riege wohl auf einen McCain-Erfolg


Aus den Kommentaren, die Fidel Castro für die kubanische Presse schreibt, entsteht ein anderes Bild. In den Reflexionen Der Präsidentschaftskanditat der Republikaner und Die Rundreise von McCain und die eindeutige Zweckbestimmung der 4. Flotte bezieht er deutlich Stellung gegen McCain. In der Reflexion "Die zynische Politik des Imperiums" wird klar, dass Fidel Castro Obama vorzieht.

Auch in sonstigen Stellungnahmen geht hervor, dass McCain nicht unterstützt wird.

Und vielleicht fällt dann sogar eines Tages der US-Boykott, der so gerne als Alibi für viele Missstände herhalten muss.


Ein Alibi ist die US-Blockade mit Sicherheit nicht. Sie verursacht jährlich einen Schaden von 2 Milliarden Dollar für Kuba.

Quellen:
(1) Neues Deutschland: »Fidel und Raúl haben ihre Rollen verändert«
(2) Rede von Raúl Castro am 28. Dezember 2007 vor der Nationalversammlung der Poder Popular