Dienstag, 6. Mai 2008

Tag der Pressefreiheit

Anlässlich des „Tages der Pressefreiheit“ lud die Onlineplattform der Tageszeitung „der Standard“ Rubina Möhrig, die österreichische Präsidentin der Organisation „Reporter ohne Grenzen“, zum online Chat ein. User konnten Fragen stellen, welche von der Journalistin online beantwortet wurden.

Im Verlauf des Chats wurde schnell klar, dass lediglich Fragen gestellt werden konnten, die Frau Möhrig genehm waren. Kritik an „Reporter ohne Grenzen“ wurde nicht zugelassen. Fragen nach der fehlenden Berichterstattung von „Reporter ohne Grenzen“ über den Fall des Journalisten Mumia Abu-Jamal wurden nicht veröffentlicht. Genauso wenig wurden User-Anfragen bezüglich der zweifelhaften Geldquellen der Organisation beantwortet. Lediglich eine Frage des Users „ Welke Nelke“, der behauptete, dass „Reporter ohne Grenzen“ von der CIA finanziert wird, wurde veröffentlicht. Und dies aus gutem Grund, denn Rubina Möhrig konnte mit reinem Gewissen dieser Unterstellung entgegentreten.

Der Benutzer „Welke Nelke“ verwechselte anscheinend die CIA mit dem National Endowment for Democracy (NED), denn die Behauptungen, dass „Reporter ohne Grenzen“ von der CIA finanziert wird, sind nicht belegt. Ganz anders ist es bei der US-amerikanischen Non-Profit-Organisation NED, die im Interesse der US-Regierung agiert und von dieser auch finanziert wird. Allen Weinstein, einer der NED-Gründer, sagte in einem Interview in der Washington Post im Jahr 1991 über die Arbeitsweise der NED: „Eine Menge von dem, was wir heute tun, wurde vor 25 Jahren von der CIA verdeckt getan.“

Fragen bezüglich dieser Finanzquelle wurden nicht veröffentlicht. Auch Fragen bezüglich Pressefreiheit in westlichen Ländern wurden großteils abgewürgt. Dies passt auch zum Profil der Organisation, welche westliche Länder stets mit Samthandschuhen anfasst. In einem Interview aus dem Jahr 2001 erklärte der Generalsekretär Robert Ménard auf die Frage, warum „Reporter ohne Grenzen“ mit keinem Wort die Pressekonzentration in Frankreich kritisiert hat: „Damit würden wir das Risiko eingehen, einige Journalisten zu verstimmen, uns die großen Pressebarone zum Feind machen und uns den Zorn der Wirtschaft zuziehen. Aber um in die Medien zu kommen, brauchen wir die Mithilfe der Journalisten, die Unterstützung der Pressebarone und das Geld der Wirtschaft“

Es wäre auch kontraproduktiv für „Reporter ohne Grenzen“ primär Medienkartelle zu beklagen, denn zu ihren Unterstützern gehören u.a. genau diese. Und das ist auch ein Mitgrund warum diese Organisation immer noch hohes Ansehen genießt. Ein weiterer Grund ist deren PR-Arbeit, die von der bekannten Werbeagentur Saatchi & Saatchi unterstützt wird.

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